Wenn Kinder Schwierigkeiten haben, die Laute der Sprache korrekt und altersentsprechend zu bilden, spricht man von einer Aussprachestörung (auch phonetisch-phonologische Störung oder Artikulationsstörung genannt). Bei einer Aussprachestörung können unterschiedliche Laute/Lautgruppen betroffen sein. Der Schweregrad und die Fehlerart einer Aussprachestörung können zudem stark variieren. So können Kinder Laute zum Beispiel konsequent oder inkonsequent fehlbilden, ersetzen, vertauschen oder auslassen. Aussprachestörungen können häufig gemeinsam mit anderen Problemen der Sprachentwicklung auftreten (z.B. mit Problemen im Wortschatz und/oder in der Grammatik). Zur Gruppe der Aussprachestörungen zählt auch die verbale Entwicklungsdyspraxie (VED), welche als sehr seltene Form der Aussprachestörung anzusehen ist.
Die Aussprache nimmt eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Kindes ein. Bei Unsicherheiten bezüglich der Aussprache Ihres Kindes kann bereits sehr früh – mit etwa drei Jahren – festgestellt werden, ob sich die Aussprache Ihres Kindes altersentsprechend entwickelt. Generell ist die „wait-and-see“ Haltung wenig förderlich für die Sprachentwicklung eines Kindes. Nach Durchführung einer (standardisierten) logopädischen Diagnostik wird festgestellt, ob die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes altersgerecht und physiologisch verläuft oder ob eine logopädische Therapie gestartet werden sollte. Die Entscheidung über die Notwendigkeit einer logopädischen Therapie richtet sich nach dem Schweregrad und der Art der Aussprachestörung des Kindes. Je nach Ergebnis sollte eine logopädische Therapie begonnen oder die weitere sprachliche Entwicklung des Kindes beobachtet werden. Die logopädische Therapie wird nach der eingehenden Anamnese und (standardisierten) Diagnostik individuell geplant. Im Vordergrund steht meist die Arbeit an der phonologischen Bewusstheit sowie das korrekte Identifizieren, Differenzieren, Produzieren und Anwenden von Lauten.
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In der Therapie von Kindern arbeiten LogopädInnen spielerisch und kindgerecht an dem jeweiligen Sprach – und/oder Sprechproblem des Kindes. Dies kann Therapieeinheiten beinhalten, in denen im Freispiel an der Interaktion und dem Blickkontakt gearbeitet wird (z.B. verzögerte Sprachentwicklung), aber auch sehr strukturierte Einheiten können stattfinden (z.B. Therapie von phonologischen Aussprachestörungen). Der Aufbau und Ablauf der logopädischen Therapie richtet sich selbstverständlich immer nach dem aktuellen Entwicklungsstand des Kindes und dem logopädischen Problem.
Logopädische Probleme bei Kindern sind zum Beispiel Sprachentwicklungsverzögerungen oder Sprachentwicklungsstörungen (Kind spricht nicht oder beginnt sehr spät zu sprechen), Probleme in der Grammatik (syntaktisch-morphologische Ebene), ein geringer Wortschatz (Probleme auf der lexikalisch-semantischen Ebene) oder auch Aussprachestörungen, die es schwer machen das Kind zu verstehen. Pragmatisch-kommunikative Schwierigkeiten (z.B. Interaktion), Lese Rechtschreibstörungen, myofunktionelle Störungen, Hörstörungen und Störungen des Redeflusses (Stottern/Poltern) kommen auch häufig vor.
Der Zeitpunkt ab wann logopädische Therapie in Anspruch genommen werden sollte, kann pauschal schwer beantwortet werden, da dies eine sehr individuelle Frage ist, die von vielen Faktoren abhängt und bei jedem logopädischen Problem ein wenig anders zu beurteilen ist. Kinder durchlaufen in der Sprachentwicklung viele Phasen, beginnend beim ersten Wort, bis hin zu komplexen Sätzen. Stellt man fest, dass das Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen weniger spricht, einen geringen Wortschatz hat oder einfache Aufforderungen nicht versteht, ist eine logopädische Begutachtung definitiv zu empfehlen.
Beim ersten Termin findet ein Anamnesegespräch mit den Eltern/Erziehungsberechtigten im Beisein des Kindes statt, um alle relevanten Informationen zum Kind zu erheben und das Kind kennenzulernen. In Folge wird eine (standardisierte) Diagnostik durchgeführt, um festzustellen, ob logopädischer Therapiebedarf besteht und wenn ja, wie dieser aussieht. Die Ergebnisse werden mit den Eltern/Erziehungsberechtigten besprochen und Therapieziele gemeinsam festgelegt. Oft kann in der ersten Einheit schon ein Teil der Diagnostik durchgeführt werden und eine erste Einschätzung abgegeben werden. Bei manchen Störungsbildern wird dafür eine zweite und/oder dritte Einheit benötigt, da einige Störungsbilder sehr komplex sind.
Die logopädische Therapie von Kindern findet dem Alter angepasst einmal impliziter und/oder expliziter statt, und ist in Summe sehr abwechslungsreich. Bei jüngeren Kindern werden logopädische Übungen in der Therapie spielerisch eingebaut, mit dem Ziel das jeweilige Problem zu verbessern (z.B. die Aussprache, die Grammatik, den Wortschatz, die Lese-Rechtschreibfähigkeit), wohingegen bei größeren Kindern explizite Erklärungen verwendet werden. Dies ist oft notwendig, um zu verstehen, warum etwas notwendig ist (ansonsten wird es zuhause eventuell auch nicht gerne geübt).
Generell richtet sich dies nach dem Ergebnis der logopädischen Diagnostik. Stellt sich in der Diagnostik heraus, dass ein Kind kein logopädisches Problem hat, findet danach keine logopädische Therapie statt. Es gibt sprachliche Prozesse, die bis zu einem gewissen Alter physiologisch bedingt sind und daher in der „Norm“ liegen. In diesen Fällen kann es sein, dass eine logopädische Therapie nicht immer gleich notwendig ist. Dies wird bei der logopädischen Eingangsdiagnostik festgestellt und dann mit den Eltern besprochen. Es gibt jedoch auch sprachliche Prozesse, die pathologisch und in der Sprachentwicklung nicht vorgesehen sind. In solch einem Fall wird die LogopädIn – unter Berücksichtigung weiterer Faktoren – vermutlich raten, eine Therapie zu beginnen. LogopädInnen können dies in der Diagnostik feststellen und das weitere Vorgehen vorschlagen.
Logopädische Therapie findet bei den meisten Störungsbildern einmal pro Woche statt, kann je nach Bedarf jedoch auch bis zu zweimal pro Woche stattfinden. Bei der Therapie von Kindern ist die Regelmäßigkeit der Therapie besonders wichtig, um anhand einer bestimmten Intensität Therapiefortschritte erzielen zu können. Logopädische Therapie in größeren Abständen abzuhalten, ist in vielen Fällen wenig sinnvoll. LogopädInnen passen die Therapiefrequenz und -intensität individuell an jedes Kind und die Familienumstände an.